Klimaschutz und Nachhaltigkeit stehen im Mittelpunkt der Stadtentwicklung Heidelbergs. Alle städtischen Gebäude der Stadt wurden nach höchsten Effizienzstandards gebaut oder saniert. In einem Netto-Null-Bezirk wurden in den letzten sieben Jahren Wohnungen für fast 4,000 Menschen gebaut. Das Fernwärmesystem der örtlichen Energieversorger ist eines der umweltfreundlichsten in Deutschland. Und Straßenbahnen, Ladestationen für Elektrofahrzeuge und Radwege werden kontinuierlich verbessert. Wer diesen positiven Geist der letzten Jahrzehnte jedoch dauerhaft umsetzen will, braucht die breite Unterstützung der Bürger. Deshalb führt die Stadtverwaltung Heidelberg seit vielen Jahren zahlreiche Projekte zur Sensibilisierung für Nachhaltigkeit durch, angefangen bei den jüngsten Bürgern – in Kindertagesstätten.

Nachhaltigkeit als Teil des Unterrichts in städtischen Kindertagesstätten

Nach einem Gemeinderatsbeschluss aus dem Jahr 2012 ist nachhaltige Entwicklungspädagogik in städtischen Kindertagesstätten (rund 50 % aller Kindertagesstätten in Heidelberg) ein verpflichtender Bestandteil im Alltag. Ein gutes Beispiel hierfür ist, dass 30 % der bereitgestellten Nahrung ökologisch und sozial gerecht produziert werden müssen. Durch die Auseinandersetzung mit diesem Aspekt der Ernährung beginnen Kinder zu verstehen, wie wichtig ein verantwortungsvoller Umgang zwischen Natur, Tieren, Menschen und Ressourcen ist. Das Gleiche gilt für viele andere Aktivitäten, wie zum Beispiel im Garten spielen, nach Insekten und Vögeln suchen und lernen, warum es wichtig ist, das Licht auszuschalten. Darüber hinaus ermutigt und schult die Stadt nichtkommunale Kindertagesstättenbetreiber (wie Kirchen und private Organisationen), diese Aspekte in ihren eigenen Unterricht zu integrieren.

Nachhaltigkeit als Teil des Schüleralltags

Mit dem Verlassen des Kindergartens kommen die Kinder in die Grundschule. Mit einer Broschüre informiert die Verwaltung Eltern über diesen neuen und spannenden Bereich der Schülerbildung. Nachhaltigkeit und Klimaschutz sind ein zentraler Bestandteil dieser Broschüre und Eltern werden ermutigt, ihre Kinder zu Fuß zur Schule gehen zu lassen. Dies ist möglich, da nach dem Prinzip „Kurze Beine – kurze Wege“ Schulen in Heidelberg in fußläufiger Entfernung zu jedem Wohngebiet liegen. Wenn Eltern um die Sicherheit ihrer Kinder besorgt sind, können sie einen „gehenden Schulbus“ nutzen oder in Betrieb nehmen. Die Kinder gehen in der Gruppe auf einem festgelegten Weg zur Schule. An festen „Bushaltestellen“ holen die Gruppen andere Kinder ab, um sie der Gruppe anzuschließen. Auf ihrer Strecke begleitet ein „Busfahrer“ die Kinder, in den meisten Fällen eine Mutter oder ein Vater eines der Kinder. Dieses System gibt es an vielen Schulen in Heidelberg.

Zu Fuß zur Schule zu gehen führt zu einer besseren Gesundheit durch Aktivität, erhöht die Sicherheit, da weniger Autos rund um die Schule fahren und parken, senkt den Kraftstoffverbrauch, verbessert die Luftqualität und, was noch wichtiger ist, klärt Kinder über ihr Mobilitätsverhalten auf.

Darüber hinaus können Schulen dem E-Team-Projekt beitreten. Die Stadtverwaltung unterstützt finanziell Schulen, die sich durch die Umsetzung von Mobilitätskonzepten, die Organisation von Energieeffizienzprojekten oder die Teilnahme an Abfallvermeidungsveranstaltungen für eine nachhaltige Bildung engagieren. Schulen erhalten zusätzliche Zuschüsse, wenn es ihnen gelingt, ihren Energieverbrauch durch verantwortungsvolles Heizen, Ausschalten des Lichts und andere nicht investitionsbezogene Maßnahmen zu senken.

Zur Bildung der Schüler gehört auch die Bildung ihrer Eltern. Kinder sprechen mit ihren Eltern über Dinge, die sie in der Schule gelernt haben. Dies kann oft zu einem neuen Denken über Nachhaltigkeit in ihrem sozialen Umfeld führen.

Die Stadtverwaltung verpflichtet Lehrkräfte und Erzieher nicht nur direkt zur Nachhaltigkeitsvermittlung, sondern bietet auch Weiterbildungen in enger Zusammenarbeit mit der Universität Heidelberg, dem Heidelberger Zentrum für Umwelt und insbesondere mit der Pädagogischen Hochschule Heidelberg an.

Höre nie auf zu lernen

Auf dem alle zwei Jahre stattfindenden Jugendklimagipfel können junge Erwachsene ihrer Stimme zum Thema Nachhaltigkeit Gehör verschaffen. Dort haben sie die Möglichkeit, ihre Ideen für eine nachhaltige Entwicklung mit führenden Vertretern aus Politik und Wirtschaft (z. B. dem Bürgermeister und dem Geschäftsführer der örtlichen Versorgungsunternehmen) zu diskutieren. 

Ähnlich wie die E-Team-Projekte an Schulen unterstützt die Stadt Heidelberg Sportvereine, wenn sie in energieeffiziente Produkte investieren oder Veranstaltungen zum Thema Nachhaltigkeit organisieren. Als Akzeleratoren funktionieren Vereine hervorragend, da sie in deutschen Communities eine große Rolle spielen. Eine solche Zusammenarbeit hat beispielsweise dazu geführt, dass auf einem Fußballplatz und einer Tennishalle herkömmliche Halogenlampen durch LEDs ersetzt wurden. Der Effekt war eine Reduzierung des Strombedarfs um 50 %. Es könnte auch Clubmitglieder dazu veranlasst haben, darüber nachzudenken, ihre Lampen zu Hause auszutauschen.

Der politische Hintergrund

Um eine solche Vielfalt an Projekten in dieser Tiefe umzusetzen, braucht die Verwaltung die starke Unterstützung des Kommunalparlaments. Durch die Unterzeichnung der Charta von Europäische Städte und Gemeinden auf dem Weg zur Nachhaltigkeit (Charta von Aalborg) 1994 verpflichteten sich Parlament und Verwaltung der Stadt Heidelberg zu einer nachhaltigen Entwicklung. Dieser anfänglichen Verpflichtung folgten mehrere Entscheidungen, zuletzt im Jahr 2016 mit dem Beschluss, sich den UN-Zielen für nachhaltige Entwicklung zu verpflichten. Jeder Verwaltungsvorschlag an das Parlament wird auf seine Übereinstimmung mit den nachhaltigen Entwicklungszielen überprüft. Halbjährliche Berichte dokumentieren den Erfolg von Projekten wie den oben vorgestellten. Heidelberg wurde 2017 zum vierten Mal von der UNESCO für die vorbildliche Umsetzung von Bildung für nachhaltige Entwicklung ausgezeichnet.

Durch all diese Maßnahmen werden Klimaschutz, saubere Luft, Artenschutz und andere Aspekte der Nachhaltigkeit in der Stadtgesellschaft verankert. Und indem die Stadt bereits bei den Jüngsten anfängt, ebnet sie den Weg in eine nachhaltige Zukunft. 

Vorteile
  • Umwelt
  • Gesundheit
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